Wahrnehmen des menschlichen Körpers / Sexualerziehung
Sexualität – eine Definition:
„Sexualität ist nicht nur Geschlechtsverkehr, hat nicht nur mit Genitalität zu tun, sondern umfasst körperliche, biologische, psychosoziale und emotionale Aspekte. Sie ist eine Lebensenergie, die sich im Körper entwickelt und von der Kindheit bis ins Alter wirksam ist“. (Kindergarten heute, 2/2005)
Somit nimmt die Sexualerziehung keine Sonderstellung in unserer Tageseinrichtung ein. Wir arbeiten wie in allen anderen Bildungsbereichen familienergänzend.
„Sexualerziehung – verstanden als umfassende und ganzheitliche Förderung und Begleitung – ist integraler Bestandteil von Gesundheitsförderung und Persönlichkeitsentwicklung und fällt somit in den Aufgabenbereich des Kindergartens“. (Amann Sigrid, Kindergartenbox: „Entdecken, schauen, fühlen“, ein Medienpaket der BzgA)
Ziele
Wir möchten:
- Dass die Kinder ihren eigenen Körper ohne Schamgefühl wahrnehmen und akzeptieren.
- Dass jedes Kind das Recht auf die eigene Intimsphäre erkennt und bewahren kann und diese auch im Umgang mit Mitmenschen akzeptiert und respektiert.
- Die Kinder sensibilisieren, die eigenen Gefühle und die Gefühle anderer Menschen zu erkennen und darauf angemessen zu reagieren.
- Die Kinder im Finden und Erkennen der eigenen Identität unterstützen und sie befähigen, eigene Grenzen zu erkennen und Grenzen anderer zu akzeptieren. Z. B. die Kinder bestimmen ihren Wickelpartner, sie gehen alleine zur Toilette wenn sie das möchten..
- Den Kindern die korrekte Benennung der Körperteile vermitteln.
Umsetzung
- Wir greifen die Fragen der Kinder sensibel auf.
- In Projekten werden die Themen der Kinder bearbeitet, dies können Tagesprojekte sowie längerfristige Projekte sein.
- Wir geben den Kindern Raum für sinnliche Erfahrungen. Durch Angebote mit Materialien wie Rasierschaum, Kleister, Fingerfarben, mit Entspannungsgeschichten und Massagen, Zärtlichkeit und Tobespielen machen die Kinder wichtige Körpererfahrungen.
- Mit unserer Raumgestaltung schaffen wir den Kindern die Möglichkeit ungestört zu spielen,
indem wir Kuschelecken, Decken, Nischen usw. zur Verfügung stellen.
- Rollenspiele haben in allen Bildungsbereichen eine große Bedeutung. Doktorspiele oder Vater-Mutter-Kindspiele ermöglichen den Kindern gemeinsam auf Körperentdeckungsreisen zu gehen, oder aktiv mediale Einflüsse zu verarbeiten und spielerisch umzusetzen. Voraussetzungen für das Spiel sind klare Regelabsprachen, was darf sein und was nicht!
- Wir gehen mit den Kindern ins Gespräch wenn sie „sexuelles Vokabular – Fäkalsprache“ nutzen. Die Kinder äußern diese oftmals mit viel Spaß, kennen aber deren Bedeutung nicht, sondern probieren aus wie andere darauf reagieren.
- Den Kindern steht ausgewähltes Bild- und Buchmaterial zur Verfügung.
Zusammenarbeit mit den Eltern
Wenn Eltern und Erzieherinnen sich gegenseitig respektieren, kann eine Unterschiedlichkeit in der Sexualerziehung von den Kindern als bereichernd erlebt werden. Voraussetzung ist, wenn anerkannt wird, dass unterschiedliche Erziehungsstile, Werte, Einstellungen und auch Sichtweisen bezogen auf die kindliche Sexualität aufeinanderprallen können.
Ein intensiver Gesprächsaustausch ist in diesem Bereich unverzichtbar. Nur durch ein offenes Miteinander können Eltern und Erzieherinnen die Kinder auf diesem Entwicklungsweg begleiten, Sicherheit gewinnen im Umgang mit der kindlichen Sexualität, deren sexuelle Entfaltung ermöglichen und gleichzeitig in der Lage zu sein Grenzen im Umgang miteinander zu achten.
Hierzu können neben Elterngesprächen auch thematische Elternabende unterstützen.
Schon im Anmeldegespräch sollte dieser Konzeptbaustein neben allen anderen Themen fester Bestandteil sein.
Die Arbeit im Team
Wie in der Zusammenarbeit mit den Eltern, gibt es auch im Team zu diesem sensiblen Themenbereich unterschiedliche Meinungen, Einstellungen und Vorerfahrungen. Wichtig ist auch hier die gegenseitige Wertschätzung und Achtung der anderen Person.
Durch Fortbildungen und einen ständigen Austausch im Team wird allen Mitarbeiterinnen ein professioneller Umgang mit dem Thema ermöglicht.
Prävention
Nur ein aufgeklärtes Kind ist ein geschütztes Kind.
Das Experimentieren mit dem eigenen Körper ist für die Entwicklung der Ich-Identität von großer Bedeutung. Den eigenen Körper zu kennen macht Kinder stark, auch gegenüber Grenzverletzungen die eigene Persönlichkeit zu schützen.
Es macht sie sprachfähig für unterschiedlichste Themen und ermöglicht ihnen die Wahrnehmung vielfältiger Gefühle.
Vorschule